Wenn Jugendliche mit dem Bürgermeister reden, entstehen manchmal Ideen. So geschah es beim Gemeindefest mit Spatenstich im Herbst in St Andreas. Die Ministranten hatten einen Weihrauch Stand mit Weihrauchproben und Bürgermeister Keck war sehr interessiert. Er äußerte, den Duft hätte er gerne auch mal in seinem Rathaus. Und die Ministranten sagten, er müsse nur die Sternsinger einladen.
Diese spontane Idee wurde konkret.
Etwa 100 Sternsinger waren am Freitag 03.01.25 zu Gast bei OB Thomas Keck und Bürgermeister Robert Hahn und brachten dem Rathaus ihren Segen.
Knapp bei Kasse sei Reutlingen, leider, bedauerte OB Thomas Keck gegenüber den Sternsingern, die gekommen waren, um dem Rathaus ihren Segen zu bringen. Weihrauch, Myrrhe, ja, aber vor allem das Gold würde die Stadt dankend annehmen, bekundete der OB lachend, gerne hätte er die Spende größer ausfallen lassen. Aber das tat der Freude der Kinder im Rathaus zu Gast zu sein keinen Abbruch. Aus allen Reutlinger Gemeinden der Katholischen Kirche waren sie der Einladung des OB gefolgt und boten mit ihren prächtigen Gewändern im Foyer des Rathauses ein prunkvolles Bild.
Jahr für Jahr gehen in der Zeit um das Dreikönigs-Fest Kinder für die Aktion Dreikönigs-Singen als Sternsinger von Haus zu Haus um für verschiedene Projekte zu sammeln, mit denen Kinder in aller Welt geholfen wird. Sie bringen die Weihnachtsbotschaft und den Segen „Christus mansionem benedicat“ – „Christus segne dieses Haus“, den sie mit Kreide über die Türe schreiben: CMB, ein Stern und drei Kreuze. So steht es auch jetzt über der Eingangstür zum oberen Foyer des Rathauses. CMB, das sehen viele auch als Kürzel der Namen der drei Könige, die der Legende nach Jesus nach seiner Geburt besucht haben sollen: Caspar, Melchior und Balthasar.
Macht mit, fangt an zu teilen, dann werden viele Wunden heilen! Wir schreiben den Segen an eure Tür und wünschen, dass jeder im Hause hier gesund möge bleiben!“ Dies wünschen die Könige, sagen Gedichte auf und singen. Auf dem Weg zum Rathaus hatten sie sogar echten Weihrauch dabei, der musste aber, der Rauchmelder wegen, vor der Türe bleiben.
Rund 1,36 Milliarden Euro seit dem Aktionsstart 1959
„Erhebt eure Stimme! Sternsingen für Kinderrechte“ lautet das Motto der diesjährigen 67. Aktion Dreikönigssingen. Dabei machen die Sternsinger deutlich, wie elementar es für Mädchen und Jungen weltweit ist, dass ihre Kinderrechte gewahrt werden. Das heißt etwa in Bogota, dass Kinder die auf Grund der hohen Kriminalität in der kolumbischen Hauptstadt gefährdet sind, in einem Heim Schutz finden und Menschen, die sich für ihre Rechte einsetzen.
Seit dem Start der Aktion 1959 kamen beim Dreikönigssingen insgesamt rund 1,36 Milliarden Euro zusammen, mit denen Projekte für benachteiligte und Not leidende Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa gefördert wurden. Mit den Mitteln aus der deutschlandweiten Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder werden Projekte in den Bereichen Bildung, Ernährung, Gesundheit, Kinderschutz, Nothilfe, pastorale Aufgaben und soziale Integration unterstützt. Bundesweite Träger sind das Kindermissionswerk ‚Die Sternsinger‘ und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Hervorgegangen war die Sternsinger-Aktion aus der Initiative eines 15-jährigen Mädchens, Auguste von Sartorius, die Mitte des 19. Jahrhunderts eine Sammelaktion ins Leben rief, um Kindern in Afrika und China zu helfen, von deren Not sie gehört hatte.
Viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sowie kirchliche Mitarbeiterinnen beginnen bereits im Herbst damit, Besuchs- und Kinder-Listen zu erstellen, Gewänder zu nähen und Kronen zu basteln. Sie besprechen mit den Kindern das Motto des Jahres und die Grundidee der Sternsinger-Aktion, üben Lieder und Gedichte ein. Dabei spielt die religiöse Zugehörigkeit keine Rolle, jedes Kind darf mitmachen. Und das gilt natürlich auch für die Anmeldung für einen Besuch der Sternsinger.
In Reutlingen läuft die Aktion seit vielen Jahren sehr erfolgreich, etwa 55.000 Euro erbrachte sie im letzten Jahr. Aber allein dass Kinder Segen bringen, dass sie erfahren, einen Beitrag leisten zu können für eine bessere Welt und die Gemeinschaft die dadurch entsteht, verleiht der Aktion einen immateriellen Sinn.