Das Projekt Bosa in Kolumbien

Erfreulicherweise entschied sich der Kirchengemeinderat Pliezhausen für die Unterstützung eines Partnerschaftsprojektes in Kolumbien. Ich möchte die Friedensarbeit, die in Bosa geleistet wird, hier kurz vorstellen.

Das Viertel Bosa liegt am Rande der Hauptstadt Bogotás, es ist als Folge der Vertreibung über die Jahre entstanden. Anfangs war es ein Slum aus Hütten, später wurden illegal Häuser gebaut und in der Zwischenzeit leben dort rund 100.000 Personen.
Seit etwa 10 Jahren setzt sich der Mariannhiller Pater David Fernandez mit seinem Team für die Menschen des Viertels ein.
Eine ihrer großen Aufgaben ist es, Gemeinschaft und Vertrauen zwischen den Menschen zu fördern.  Ein zentraler Punkt hierbei stellt die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen des Viertels dar. Einige haben ihre Eltern durch Guerilla oder Drogenmafia verloren, andere kennen ihre Eltern gar nicht. Manche haben kaum Schreiben und Lesen gelernt. Es gibt Kinder, die keine Schule besuchen können, weil sie behindert sind. Viele Kinder müssen einer Arbeit nachgehen, viele Mütter sind minderjährig.
Diese Kinder und Jugendlichen benötigen Orientierung. Aus finanzieller Not oder aus Frust schließen sie sich Banden an, beginnen mit dem Drogenkonsum oder kriminellen Aktivitäten.
Mit unterschiedlichen Aktivitäten wird versucht diesen jungen Menschen eine neue Mentalität zu vermitteln. Sie sollen sich nicht als Gruppe sehen, die den Bewohner des Stadtteils Angst und Sorge einjagt und die eine Gefahr für die Gemeinschaft darstellt. Sondern sie sollen sich als Individuen erkennen, die etwas Positives für die Allgemeinheit beitragen können. Um dieses Umdenken zu erreichen gibt es immer wieder künstlerische und musikalische Aktionen. Es werden hierfür Kontakte zu Straßenkünstlern und Musikern hergestellt und Arbeitsmaterialien, Musikinstrumente und Räumlichkeiten bereitgestellt. Aber es werden auch Workshops und Ausflüge sowie Hausaufgabenbetreuung organisiert und gefördert. So entstand z.B. eine motivierte Jugendband und eine Kinder-Musikkapelle, außerdem konnte bereits für einige der Jugendlichen eine Ausbildungsstelle und danach ein Arbeitsplatz gefunden werden.
Dies ist ein kleiner, aber hilfreicher Baustein um die Jungen und Mädchen von Drogen und Alkoholmissbrauch abzubringen. Ein Schritt hin zu mehr Frieden und Gerechtigkeit. Die Mariannhiller wollen mithelfen, dass diese jungen Menschen statt einer Gefahr eine Bereicherung für das Viertel werden.
In der momentanen Corona-Krise, die auch Kolumbien fest im Griff hält, hat sich die Situation in Bosa dramatisch verschärft. Viele Menschen haben ihre Arbeit verloren, viele leiden an Hunger.  Seit Anfang der Pandemie werden bedürftige Menschen und Familien mit Essenspaketen versorgt, viele freiwillige Helfer, oftmals Jugendliche, packen hierfür tatkräftig mit an. Die Solidarität unter den Menschen ist gewachsen, doch die Not ist so groß, dass sie auch auf Hilfe von außen angewiesen sind. Vergelt´s Gott für alle großen und kleinen Spenden.
Ich stehe in engem Kontakt zu P. David und habe Bosa mehrfach besucht. Für Fragen zum Projekt stehe ich jederzeit gerne zur Verfügung.
Ihr Diakon Esteban Rojas