Gründonnerstagsgottesdienst in Mittelstadt

„Begreift ihr, was ich an euch getan habe?“
Die eigentümliche Spannung dieses Gottesdienstes haben Kinder und Erwachsene, die sich am Gründonnerstag Abend in Sankt Gebhard versammelt hatten, deutlich gespürt.

Bis zum Gloria stand Freude und Dankbarkeit für das von Jesus gestiftete Erinnerungsmahl im Vordergrund, zum Ausdruck gebracht durch Weihrauch, Orgelmusik und Glocken. Doch das Mahl ist auch ein Hinweis auf das Leiden Jesu; er weiß, dass er sterben wird und so ist die Eucharistie Schmerz und Heil zugleich. Diese Doppelbedeutung wurde von Kindern in verschiedenen Handlungen deutlich gemacht: Sie brachten  Hostien, einen Kelch und Wasser vor den Altar und entzündeten auf dem Altar symbolisch 12 Kerzen für die 12 Jünger, die sich mit Jesus zum Mahl versammelt hatten. Da aber Judas Jesus verriet, wurde eines der 12 Lichter ausgelöscht, die Orgel verstummte, das Weihrauchgefäß wurde in die Sakristei getragen.
Pfarrer Hermann erläuterte dann die zentrale Aussage des Evangeliums, die in der Demutsgeste der Fußwaschung zum Ausdruck kommt: Zur Zeit Jesu gehörte die Fußwaschung zum Dienst der Sklaven, aber auch zu den Frauen- und Kinderpflichten. Jesus macht sich klein, er bezeugte, wie Pfarrer Hermann ausführte, Demut, das heißt „Mut zum Dienen“ dem Nächsten gegenüber. Und weil dies die wichtigste Botschaft ist, die Jesus uns am Vorabend seines Todes gegeben hat, vollzog der Pfarrer symbolisch die gleiche Geste: Wie Jesus legte er sein Obergewand ab und wusch einem Mädchen die Füße. Wie es im Evangelium berichtet wird, verstanden die Jünger diese Handlung offensichtlich nicht. Jesus musste sie belehren, und er gab ihnen sein Liebesgebot als Auftrag: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“
Am Ende des Gottesdienstes wurde kein Segen gespendet, denn Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag verstehen sich liturgisch als zusammenhängender Gottesdienst. Stattdessen wird der Tabernakel ausgeräumt, das Ewige Licht entfernt und Pfarrer und Ministranten ziehen in einer Prozession zum Ölberg im Nebenraum. Dort kann jeder noch eine stille Andacht vor der Monstranz halten.
Angela Madaus