Das Gemeindefest von St. Andreas

  Reutlingen-Orschel-Hagen am 12. Juni 2016
Der erste Gang am Sonntag war der Gang zum Fenster und der Blick an den Himmel. Wie wird das Wetter heute wohl werden? Es sah „durchwachsen“ aus. Aber vielleicht macht sich’s noch, so dachte ich. Viele Aktive haben das Gemeindefest vorbereitet, das Festzelt und die „Küchen“ waren zwischen Kirche und Pfarrhaus aufgebaut, die Bänke und Tische bereitgestellt. Dann wäre es doch schön, wenn dann an diesem besonderen Tag der Himmel seine Schleusen verschlossen halten würde. Alle wünschten sich wenigstens einen trockenen Tag nach den vielen Regengüssen der letzten Tage. Aber es kam anders, leider.

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IMG_3472Wir, mein Mann und ich, waren recht früh – so gegen 09:45 Uhr – in der Kirche. Das „Chörle Cantabile“ war schon eifrig am Proben. Es klang frisch und munter, ein toller Rhythmus. Frau Kornelia Wittek, die Leiterin der Gruppe, begleitete sie am Keyboard, eine Frau spielte Querflöte und je ein Mann betätigten das Schlagzeug und die Gitarre. Fünf Frauen und ein Mann bildete die Gesangsgruppe.
Wie gesagt, wir waren etwas früh dran, sodass ein Rundgang durch den „Küchenbetrieb“ eingeplant werden konnte. Die Frauen hobelten Gurken, zerpflückten grünen Salat, machten Kartoffel- und Tomatensalat.

Die „Minis“ waren eifrig dabei, Obst zu schnippeln, das sie nachher in Bechern als Obstsalat verkauften. IMG_3486In der „vietnamesischen“ Küche wurden Frühlingsrollen und eine Nudelpfanne vorbereitet, außerdem noch Ananas und Bananen in Ausbackteig frittiert. Bei der Grillstation standen bunte Salatteller. Außerdem konnte man für den kleinen Hunger eine Schale Pommes frites erwerben. Ein Getränkestand war aufgebaut und im sogenannten „Konferenzraum“ der Kirche war das Kuchenbüfett aufgebaut. Es war also für jeden etwas da. Das Fest konnte beginnen.

Womit wird an so einem Tag begonnen? Mit einem feierlichen Festgottesdienst. 18 Ministrantinnen und Ministranten waren heute dabei, das ist schon großartig.IMG_3500
Das Eingangslied (GL Nr. 362) „Jesus Christ, du bist mein Leben, Halleluja…“ So wie der Alltag Regeln und Gebote hat, so hat dies auch unser Glaube. Wir denken nicht immer daran. Wir bitten Jesus Christus um Erbarmen und Vergebung und um Kraft für uns. Der Herr ist gepriesen (GL Nr. 168) „Ehre sei Gott in der Höhe“. Danach wurden die Kinder eingeladen, die Kinderkirche zu besuchen.
Zur Lesung hörten wir aus Samuel, 2. Buch, von David, der von Nathan besucht wurde. Nathans Worte: „Warum hast du Uria, den Hethiter erschlagen und sein Weib genommen?“ David sprach zu Nathan: „Ich habe gesündigt wider den Herrn.“ „So hat auch der Herr deine Sünde weggenommen; du wirst nicht sterben.“ Lied aus Gotteslob Nr. 346 wurde angestimmt.
Vor dem Evangelium erschallt das Halleluja (GL Nr. 730).
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Evangelium nach Lukas, Verse 36 bis 50:
Es bat ihn aber der Pharisäer einer, dass er mit ihm äße. Und er ging hinein in des Pharisäers Haus und setzte sich zu Tisch. Und siehe, eine Frau war in der Stadt, die war eine Sünderin. Da die vernahm, dass er zu Tische saß in des Pharisäers Hause, brachte sie ein Glas mit Salbe und trat hinten zu seinen Füßen und weinte und fing an, seine Füße zu netzen mit Tränen und mit den Haaren ihres Hauptes zu trocknen und küsste seine Füße und salbte sie mit Salbe. Da aber das der Pharisäer sah, der ihn geladen hatte, sprach er bei sich selbst und sagte: „Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüsste er, wer und welch eine Frau das ist, die ihn anrührt, denn sie ist eine Sünderin.“  Jesus antwortete und sprach zu ihm: „Simon, ich habe dir etwas zu sagen.“ Er aber sprach: „Meister, sage an.“ „Es hatte ein Gläubiger zwei Schuldner. Einer war schuldig fünfhundert Silbergroschen, der Andere fünfzig. Da sie aber nicht hatten zu bezahlen, schenkte er’s Beiden. Sage an, welcher unter ihnen wird ihn am meisten lieben?“ Simon antwortete und sprach: „Ich achte, dem er am meisten geschenkt hat.“ Er aber sprach zu ihm: „Du hast recht geurteilt.“ Und er wandte sich zu der Frau und sprach zu Simon: „Siehst du dies Weib? Ich bin gekommen in dein Haus, du hast mir nicht Wasser gegeben für meine Füße. Diese aber hat meine Füße mit Tränen genetzt und mit den Haaren ihres Hauptes getrocknet. Du hast mir keinen Kuss gegeben, diese aber, nachdem ich hereingekommen bin, hat nicht abgelassen, meine Füße zu küssen.
Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt, sie aber hat meine Füße mit Salbe gesalbt. Der halben sage ich zu dir: Ihr sind viele Sünden vergeben, darum hat sie mir so viel Liebe erzeigt. Wenn aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.“ Und er sprach zu ihr: „Dir sind deine Sünden vergeben.“ Da fingen an die mit zu Tische saßen und sprachen bei sich selbst: „Wer ist dieser, der auch die Sünden vergibt?“ Er aber sprach zu der Frau: „Dein Glaube hat dir geholfen, gehe hin in Frieden!“
Die Aussage während der Predigt von Herrn Diakon Hummler:
Die Sünderin war als diese wohlbekannt.
Der Gastgeber, Simon, war ehrenwert, fromm und gerecht, er hatte Rang und Namen.
Er kann Jesus nicht gut einschätzen, er will ihm „auf den Zahn fühlen“. Denn wenn er Prophet wäre, wüsste er, wer diese Frau ist. Simon kommt aber dabei nicht gut weg. Sind denn die Sünder mehr wert als die Frommen? Gott schaut in die Herzen, was kommt heraus, wie lebt er. Nicht allein die guten Taten und das Schlechte zählen, sondern was im Herzen ist. Bei dieser Frau ist vieles nicht gut gelaufen, doch ist Raum in ihrem Herzen vorhanden. Gott wird ihr beiseite stehen, ihr Kraft geben um zu wissen, was sie zu tun hat. Moralisch gesehen ist ihr Verhalten nicht richtig, eine Frau in der Männergesellschaft. Sie erkennt aber in Jesus den Retter. Die Menschen, die ihre Sünden bereuen, solle man nicht wegschicken.
Die Reichen brauche Gott nicht.
D
ie Frommen sind von sich überzeugt.
Immer mehr erkennen Gott nicht mehr, Hass und Zwietracht ist das Ergebnis.
Dein Glaube hat dir geholfen, öffne dein Herz, liebe Gott und deinen Nächsten.
Gemeinsam wird das Glaubensbekenntnis gebetet.
Es folgen die Fürbitten für
die Menschen, die sündigen,
die in Abhängigkeiten leben müssen,
Brüche in ihrem Leben nicht verstehen,
Kinder von der Straße nehmen.
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Zur Gabenbereitung Lied GL Nr. 146 und zur Opferung Lied GL Nr. 745, das Agnus Dei wird begleitet von Lied GL Nr. 206. Zur Kommunion hören wir Musik vom „Chörle Cantabile“. Die Instrumente, vor allem die Querflöte kommen gekonnt zum Einsatz. Zum Danke nach der Kommunion folgt das Lied GL 468.
Die Kinder der Kinderkirche kommen herein, sie haben eine Girlande aus glänzendem Papier gebastelt, sie erfreuen die Gemeinde mit einem einstudierten Lied.IMG_3515
Es kommen allgemeine Hinweise zum Beispiel zum sogenannten Spendenbarometer, der in der Kirche angebracht wurde, es gibt Hinweise, was nachmittags geboten sein wird und zum Schluss erschallte das Lied GL 451, „Komm Herr, segne uns“. Fürs „Chörle Cantabile“ gab es den verdienten Applaus. Die Musik ist flott und ansprechend. Mir gefällt das sehr gut.IMG_3493

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Pater Anton Kappler (links) ist aus Indonesien zu Besuch

Ach ja, pünktlich zur Essenszeit hat der Himmel seine Schleusen geöffnet. Es regnete in Strömen. Schnell verwandelte sich die Wiese vor dem Pfarrhaus in Morast. Die Schuhe und Hosen werden nun eine Generalreinigung benötigen. Man rannte einfach unter dem Regen durch zum jeweiligen Essenstand, suchte sich im Zelt einen Sitzplatz und verzehrte das auf dem Weg die etwas nass gewordene Mahlzeit und sie schmeckte trotzdem. Charly Tran hat im wasserdichten Zelt die Musikinstrumente seiner StA-Band vorbereitet.
Für die Kinder gab es ein eigenes Programm.
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Vor der Kirche war eine riesige Tafel mit Kinderspielzeug aufgebaut, die zugunsten der Renovierung gespendet wurde und jetzt verkauft werden kann. Auch ein Stand mit „fairen“ Produkten war aufgebaut und man konnte diese erwerben. Die Minis hatten ja vor dem Gottesdienst eifrig Obst geschnibbelt. Diese Früchtebecher waren bald ausverkauft.
Im Konferenzraum konnte man sich Kuchen zum Kaffee kaufen, es war ein tolles Büffet. Eine Neuerung gab es auch. Zwei Bons konnte man kaufen, mit 10,00 € oder 20,00 €. Der Preis für das Gericht, das man haben wollte, wurde „abgestrichen“, das erleichterte das Ganze doch erheblich.
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Die Kirche wurde zu einem „Speisesaal“ umfunktioniert, Bänke und Tische wurden auf dem freien Platz, wo während des Gottesdienstes das „Chörle Cantabile“ stand, aufgebaut, dort konnte man dann einigermaßen trocken die Köstlichkeiten, die man zuvor erworben hatte, zu sich nehmen. Eine gute Idee, „StA-Vesperkirche“.Ab und zu ein Blick nach draußen, vom Dach und von den Überdachungen flossen die „StA-Wasserfälle“IMG_3558, auf der Wiese ist das neue „StA-Biotop“ entstanden. IMG_3560Vielleicht eine Idee, das Gelände umzugestalten.

Im Zelt sorgte Herr Pfarrer Dietmar Hermann zusammen mit Julia Netzer und Tanja Ogiermann mit ihrem Sketch für gute Unterhaltung. Es handelt sich um ein Ehepaar, das keine Erfahrung mit der großen weiten Welt hatte und auch nicht den dort befindlichen Theatern. Da die Ehefrau Geburtstag hat, wollte ihr der Ehemann ein besonderes Geschenk machen, nämlichen Theaterbesuch. Durch ihre Unwissenheit entstanden viele Irrtümer, die die Verkäuferin der Theaterkarten bis zum Nervenzusammenbruch führte. Das letzte, das ihnen angeboten wurde, war das Stück „Was ihr wollt“. „Ach das ist praktisch“, so rief die Ehefrau, „ich wollte schon immer „Im weißen Rössl am Wolfgangsee“ sehen. Sie verstanden nicht, dass „Was ihr wollt“ ein Theaterstück ist. Sie beschimpften die Verkäuferin und gingen enttäuscht nach Hause, um dort in der gewohnten Umgebung auf dem eine Musikshow im Fernsehen zu erleben.IMG_3554

Ein weiteres Highlight an diesem Nachmittag war die Kirchenführung durch Herrn Pfarrer Hermann. Zuerst führte er uns zum GrundsteinIMG_3563, es ist beim Taufbecken und der Statue der Maria. Er erläuterte uns die Gedanken des Architekten Beck-Erlang. Die Formensprache war ihm wichtig. Er überträgt in der Architektur die Gleichschenklichkeit des Andreas-Kreuzes. Die Kreuzbalken beispielsweise treffen sich gleichschenklich wieder oben. Dreiecke sind wichtig. Es weist darauf hin auf die Dreieinigkeit, den Dialog mit der Welt und die Partner des einen Gottes. Auch soll es an die Pyramide erinnern. Das Äußere der Kirche erinnert an ein Schiff. Die Kirche hat Betonfundamente und besteht aus einer massiven Stahlkonstruktion. Das Holz im Innenraum strahlt Wärme aus, der hohe spitze Turm mit der „Stahlhaut“ ist der Fingerzeig Gottes. Der Altar besteht aus Travertin Stein. Auf dem Altar sind insgesamt fünf Kreuze eingeschlagen, die auf die fünf Wunden Christi hinweisen. Außerdem ist im Altar eingemauert eine Edelstahlkapsel mit Reliquien aus den Katakomben. Ambon und Tabernakel sowie Fußboden sind aus Klinkerplatten. Die Madonna neben dem Taufstein und das Kreuz über dem Altar wurden später angebracht, ebenso das Kreuz auf der Turmspitze.
Ein Hinweis zu den Bauvorhaben:
Die Rohre der Fußbodenheizung sind verrostet. Die Heizung ist nach 50 Jahren nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik. Die Drahtgitter in den Fenstern rosten. Das wurde verursacht durch den Hagelschaden. Die Scheiben außen sind zwar ganz, aber durch die Erschütterung entstanden Schäden, sodass Feuchtigkeit eindringen konnte. Die Räume im Untergeschoss sind eigentlich so nicht benutzbar, vieles ist marode, entspricht nicht den heutigen Bau- und Sicherheitsstandards. Wir erfuhren auch, dass das Denkmalamt mitreden wird, es wird gerade geprüft, ob di Kirche zu den denkmalgeschützten Objekten gehört. Die Gespräche laufen, es ist vorgesehen, die dringlichen Arbeiten in der Kirche zu stemmen. Eine Renovierung der unteren Räume nach dem heutigen Stand ist nicht durchführbar.

Unsere Schuhe waren dreckig, die Hosen nass, die Haare tropften, aber es war schön, unterhaltsam, interessant. Der Platz vor der Kirche ist eigentlich wie geschaffen für so eine Veranstaltung. Trotz des nassen Wetters waren doch sehr viele Leute gekommen und ich glaube, allen hat es trotzdem sehr viel Spaß gemacht. An den Tischen entwickelten sich angeregte Gespräche.

Ein großes Lob an alle Helferinnen und Helfer, alles klappte wie am Schnürchen, alle haben sich ungemein bemüht. Die Gemeinde ist zusammengerückt. Vielen herzlichen Dank für alles.
Gerda Koppi, Reutlingen-Rommelsbach

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